Hirschkäfermeiler – Waldimpuls

Im Herbst habe ich zusammen mit einem Teil meiner Arbeitskollegen diesen Hirschkäfermeiler auf dem Gelände der Bayerischen Staatsforsten gebaut. Den zuständigen Revierförster musste ich nicht lange von meinem Naturschutzprojekt überzeugen. Er bot mir fachliche Unterstützung sowie das nötige Holz an. Gemeinsam wählten wir bei einem Ortstermin am Rand einer Lichtung einen im Sommer sonnigen, nach Süd-Westen ausgerichteten, aber dennoch halbschattigen Standort in direkter Nähe zu alten Eichen aus. Bei meinen Internet Recherchen habe ich heraus gefunden, dass es für den Hirschkäfer wichtig ist, dass das Eichenholz aus der Umgebung stammt. Bereits im Frühjahr begannen die Bayerischen Staatsforsten im Rahmen ihrer Durchforstungsarbeiten, Eichen aus der Umgebung für den Meiler zu sammeln. Bei meinen Waldbesuchen schaute ich immer mal wieder am künftigen Standort des Meilers vorbei und staunte nicht schlecht, als ich den riesigen Polter aus Eichenstämmen sah, den die Staatsforsten in der Lichtung abgelagert hatten. Das sah nach sehr viel Arbeit für mich und meine Kolleg*innen aus…

Ein fertiger Hirschkäfermeiler aus Eichenstämmen. Er besteht aus einem Quadrat aus Stämmen. Im Inneren stehen hochkant aufgestellte Stämme. Darüber liegen  lose ca. 40 cm lange Stamstücke.

Ich informierte mich im Internet über mögliche Bauweisen und fand unter anderem heraus, dass die Engländer fleißige Meilerbauer sind. Aber auch in Deutschland gibt es viele Experten. Alle Hirschkäfermeiler haben gemeinsam, dass Eichenstammstücke senkrecht in den Boden eingegraben werden. Die Bayerischen Staatsforsten sägten uns die Stämme in handliche Stücke. Jetzt sah der Holzberg noch größer aus.

Quadrat aus mehreren Eichenstämmen am Boden als Schutz vor Wildschweinen.

Da es rund um den Standort des künftigen Meilers sehr viele Wildschweine gibt, die unseren Meiler auf der Suche nach eiweißhaltiger Nahrung ohne Weiteres umgraben könnten, schlug ich dem Revierförster vor, den Meiler mit Stämmen abzugrenzen. Auch hier unterstützen die Bayerischen Staatsforsten. Sie legten uns mit schwerem Gerät einen stabilen Rahmen aus dicken Eichenstämmen.

Sechs frisch gefällte Eichenstämme auf einem Holzpolter.

Nachdem sich die Coronavorschriften wieder gelockert hatten und ein Outdoor-Treffen möglich war, machte ich mich mit sechs meiner Arbeitskolleg*innen mit Sicherheitsschuhen, Handschuhen, Spaten, Schaufeln und Eimern bewaffnet in den Wald auf, um dem Hirschkäfer ein Bruthabitat zu schaffen. Das herbstliche Wetter spielte uns in die Karten. Wir begannen innerhalb des Rahmens, das Erdreich ca. 40 cm tief abzutragen und in Eimern zwischenzulagern. Von einer Ecke ausgehend, stellten wir die Eichenstämme hochkant auf den Boden und verfüllten die Zwischenräume mit dem Erdaushub. Nachdem die komplette Fläche mit Eichenstämmen ausgefüllt war, legten wir die übrigen Eichenstammstücke pyramidenförmig auf den Meiler. Und nach sage und schreibe nur zwei Stunden war unser Hirschkäfermeiler errichtet. Das Ergebnis konnten wir beim anschließenden Pressetermin mit dem Leiter der Bayerischen Staatsforsten stolz vorweisen. Was die Presse über uns berichtet hat, findet ihr auf meiner Homepage im Presseordner.

Herzlichen Dank an meine Arbeitskolleg*innen, die hier tatkräftig angepackt haben, und an die Bayerischen Staatsforsten Forchheim, die das Projekt fachlich und mit einigen Festmetern Eichenholz unterstützt haben!

Die ersten Tierspuren von Vögeln und Kleintieren, Spinnen und Insekten konnte man schon kurz nach Errichtung des Meilers entdecken. Neulich hat es sich ein Eichhörnchen auf der Spitze des Meilers gemütlich gemacht und dort genüsslich einen Fichtenzapfen zerlegt.

Schneebedeckter Hirschkäfermeiler aus Eichenstämmen und Stammstücken im Winterwald.

Wer selbst einen Meiler bauen möchte, findet im Anschluss eine Zusammenfassung der wesentlichen Schritte.

ANLEITUNG ZUM BAU EINES HIRSCHKÄFERMEILERS

Folgende Punkte helfen euch bei der Organisation:

  1. Wenn euch das Waldgrundstück, auf dem ihr den Meiler bauen wollt, nicht gehört, braucht ihr unbedingt das Einverständnis des Grundstückbesitzers. Wenn ihr nicht wisst, wer der Eigentümer ist, hilft euer Revierförster sicherlich weiter.
  2. Recherchiert über den Hirschkäfer und informiert euch über seine Bedürfnisse. Hier helfen z. B. Internetseiten von Naturschutzverbänden oder https://www.hirschkaefer-suche.de/ weiter. (Merkt euch den Link, wenn ihr mal einen Hirschkäfer entdeckt, könnt ihr Eure Entdeckung melden. Das hilft dem Hirschkäfer, der auf der Roten Liste steht.)
  3. Wenn ihr kein eigenes Holz habt, sucht euch einen Kooperationspartner, der euch das Holz liefert (z. B. über das Forstamt, die Waldbesitzervereinigung oder einen privaten Waldbesitzer). Achtet darauf, dass das Holz keine weiten Wege hat. Am besten verwendet ihr nur Eichenholz. Laut Literatur kann man auch das ein oder andere Laubholz wie z. B. Kirschholz mit einbringen. Wir haben uns für reines Eichenholz entschieden.
  4. Sucht gemeinsam mit dem Revierförster einen geeigneten Standort. Am besten macht ihr dafür einen Ortstermin aus. Wichtig für den Hirschkäfer ist es, dass der Boden nicht austrocknet und dass sich keine Staunässe bilden kann, in der die Larven ertrinken.
  5. Schneidet ggf. die Fläche für Euren Meiler in Abstimmung mit dem Revierförster frei.
  6. Lasst Eichenstämme möglichst nah an den geplanten Standort bringen und lasst den Rahmen für den Wildschweinschutz legen. Die Menge an Holz richtet sich nach der geplanten Größe Eures Meilers. Unser Hirschkäfermeiler hat eine Fläche von 4 m x 4 m. Euer Revierförster hilft euch sicherlich bei der Berechnung der notwendigen Holzmenge. Wenn der Rahmen gelegt ist, lasst euch die restlichen Eichenstämme in handliche Stücke sägen. Nur wer einen Motorsägenschein und die nötige Ausrüstung hat, hat die Säge in der Hand!
  7. Motiviert eure Freunde, einen Verein, eure Kolleg*innen, eure Familie, die Schule usw. für euer Projekt, damit ihr möglichst viele Helfer habt. Da die Eichenstämme sehr schwer sein können, empfiehlt es sich, das Projekt mit körperlich fitten Erwachsenen umzusetzen.
  8. Zum Bau braucht ihr Spaten, Schaufeln, Pickel und Eimer. Nehmt auch genügend Getränke für euch und eure Helfer mit. Eine Astschere hat sich bei uns für das Entfernen von alten Wurzeln im Boden bewährt.
  9. Achtet auf Eure Sicherheit. Sicherheitsschuhe und Arbeitshandschuhe sind ein absolutes Muss. Ihr solltet auch darin geübt sein, die Stammstücke ergonomisch zu tragen. D. h. die schweren Stämme aus der Hocke heraus mit geradem Rücken anheben und körpernah tragen. Es macht Sinn die Stammstücke möglichst nah an den Hirschkäfermeiler zu rollen und dann erst das letzte Stück zu tragen. Am besten tragt ihr ein Stammstück zu zweit.
  10. Plant genügend Zeit ein und macht immer mal wieder Pausen, damit ihr beim Bau bei guter Laune bleibt. Stimmt euch gut unter einander ab, damit ihr euch nicht gegenseitig auf den Füßen steht.
  11. Hebt zuerst den Boden aus (ca. 40 cm) und sammelt das Erdreich in Eimern. Stellt von einer Ecke aus die Stammstücke senkrecht auf und verfüllt die Zwischenräume mit Erde. Wenn der ganze Meiler voll ist, stapelt ihr die restlichen Stammstücke in beliebiger Form auf dem Meiler so auf, dass sie sicher liegen und nicht wackeln. Denkt dabei daran, dass eventuell Wildtiere oder auch Kinder auf dem Meiler herumkrabbeln könnten.
  12. Ihr könnt die Hohlräume zusätzlich zu dem Erdreich auch mit Eichensägespänen oder einer Mischung aus Erdreich und Sägespänen auffüllen. Eichensägespäne (bitte nichts anderes) bekommt ihr im Sägewerk. Wer einen Traktor mit Hänger für die Anlieferung der Sägespäne hat, ist klar im Vorteil. Hier bitte dem Sägewerk rechtzeitig Bescheid geben. Die Sägespäne beginnen schnell zu verpilzen. Wer das nicht mag, spricht sich mit dem Sägewerk genau ab, damit die Sägespäne nicht zu lange liegen und dadurch verpilzen. Es kann aber auch ein Vorteil sein, wenn die Sägespäne mit Pilzen sozusagen angeimpft sind. Das fördern die Zersetzung des Holzes und euer Hirschkäfer zieht vielleicht etwas früher ein. Hier bitte auf Allergiker aufpassen und auf Hygiene achten.
  13. Organisiert einen Pressetermin, wenn euer Hirschkäfermeiler fertig ist. Ihr dürft auf euer Bauwerk und euer Naturschutzprojekt stolz sein und davon weiter erzählen. Vielleicht motiviert ihr damit andere, auch einen Meiler zu bauen. Vergesst nicht in Eurer Pressemitteilung allen Beteiligten zu danken. Das erhöht Eure Chance auf ein weiteres Projekt 🙂
  14. Beobachten den Meiler regelmäßig. Es wird sicher ein paar Jahr dauern, bis der erste Hirschkäfer schlüpft, aber bis dahin ziehen sicher jede Menge andere Insekten, Mäuse, Echsen, Spinnen etc. in den Meiler ein .

Weitere Waldimpulse findest Du zum Download hier